Die FIFA-Reihe hatte sich auf der Nintendo Switch nicht mit Ruhm bekleckert. Mit FIFA 18 im Jahr 2017 veröffentlichte EA ein abgespecktes Spiel der FIFA-Reihe für die Hybridkonsole. Damals fehlten schon viele Modi und auch die Frostbite-Engine wurde nicht auf der Nintendo Switch realisiert. Im Folgejahr konnten mit FIFA 19 einige Verbesserungen des Spiels eingebaut werden, auch wenn dort ebenfalls viele Modi nicht vorhanden waren. Problematisch wurde es in den Folgejahren, denn sowohl FIFA 20, FIFA 21, FIFA 22, als auch FIFA 23 erschienen als sogenannte Legacy Editionen. Hier wurde lediglich der Kader an die aktuelle Saison angepasst, allerdings keine Verbesserungen des Gameplays implementiert.
Das Lizenzpaket ist gewohnt herausragend
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In diesem Jahr trennt sich EA aufgrund von teuren Lizenzierungskosten von der Marke FIFA und erschafft mit EA Sports FC einen eigenen Markennamen, welcher allerdings trotzdem alle Spielerlizenzen der letzten Spiele im Spiel enthält, da hier eigene Lizenzierungsverträge existieren. Glücklicherweise hat Electronic Arts die Umbenennung dazu genutzt, das gesamte Spiel auf der Nintendo Switch zu überarbeiten und somit die Frostbite-Engine sowie alle Inhalte auf der Nintendo Switch zu realisieren. Damit erhält die Nintendo Switch zum ersten Mal ein Fußballerlebnis mit nur noch geringen Kompromissen. Ohne Kompromisse wäre es auch gar nicht möglich, denn die Nintendo Switch ist bereits sechseinhalb Jahre alt und ist den aktuellen Konsolen aus dem Hause Microsoft und Sony technisch meilenweit unterlegen. Laut EA soll die Version der Version für PlayStation 4 und Xbox One ähneln und auch wenn diese technisch bereits hinter der Version auf PlayStation 5 und Xbox Series X|S steht, ist dies trotzdem in Ordnung für die Nintendo Switch-Version.
Kauft ihr die Handelsversion der Nintendo Switch, so ist ein Zusatzdownload erforderlich. Ohne Download könnt ihr lediglich den Anstoß-Modus offline mit einer Handvoll ausgewählter Topmannschaften bestreiten. Um alle Modi spielen zu können, ist ein über 20 GB großer Download von Spielinhalten nötig. Möchtet ihr Kommentatoren in einer anderen Sprache als Englisch nutzen, sind pro Sprache weitere 1,3 GB an Speicher nötig. Um überhaupt darauf zu kommen, dass und wie man einen anderssprachigen Kommentator herunterladen kann, sind im komplexen und verschachtelten Menü etwaige Extraschritte nötig. Hierzu wählt man die andere Sprache aus und muss die Y-Taste betätigen, um in den Nintendo eShop zu gelangen, wo man sich die Sprachdateien herunterladen kann. Auf diese Möglichkeit wird über eine Fußnote in kleiner Schrift aufmerksam gemacht, was ein gutes Beispiel dafür ist, wie komplex das Menü aufgebaut ist. Durch die vielen neuen Modi ist die Übersicht bei der Spielauswahl deutlich schlechter geworden. Hinzu kommen noch die trägen Ladezeiten, die beim Auswählen jedes Menüpunktes hinzukommen. Hier ist definitiv Verbesserungsbedarf da. Abgesehen davon ist es im Offline-Modus sehr nervig, dass das Spiel im Menü einem immer wieder eine Fehlermeldung anzeigt, dass keine Online-Verbindung besteht. Man wählt sogar im Menü aus, dass man offline bleiben möchte und trotzdem beschwert sich das Spiel jedes Mal aufs Neue.
Wie viele Kompromisse macht die Nintendo Switch-Version?
Doch wollen wir mal nicht nur meckern, denn es ist sehr lobenswert, dass die Nintendo Switch nun den vollen Funktionsumfang der anderen Plattformen erhält. So sind diverse Modi, die in FIFA 23 Legacy Edition gefehlt hatten, endlich auch auf der Nintendo-Plattform spielbar, darunter auch der komplexe, neue Karrieremodus mit einem umfangreichen Management-System, das vollwertige Ultimate Team-Erlebnis mit Ultimate Team-Evolution, der Volta-Modus und vieles mehr. Doch dabei bleibt es nicht, denn die Nintendo Switch hat außerdem einen eigenen Modus, welcher einen lokalen Mehrspielermodus zwischen mehreren Konsolen ermöglicht. Hierbei ist es allerdings eine Voraussetzung, dass beide Konsoleneigentümer das Spiel besitzen.
Endlich Volta auf der Nintendo Switch
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Das Gameplay von EA Sports FC 24 auf der Nintendo Switch fühlt sich im Gegensatz zu FIFA 23 Legacy Edition deutlich realistischer an. Die Bewegungen der Spieler sind dabei deutlich näher am realen Fußball, wofür natürlich die Frostbite-Engine verantwortlich ist. Allerdings ist aufgrund der technischen Hürde nicht die neue HyperMotionV-Technologie enthalten, die dafür sorgt, dass sich Bewegungen noch realistischer anfühlen. Ein weiteres Minus, welches sogar eine Verschlechterung zu den FIFA Legacy Editionen darstellt, ist die Bildrate. Die Bildrate wurde von 60 auf 30 Bilder pro Sekunde abgesenkt, um weiterhin ein lagfreies Erlebnis zu bieten. Dies ist zwar anfangs etwas ungewohnt, wenn man das Spiel zuvor stets mit 60 Bildern pro Sekunde gespielt hat, allerdings war dies nach etwas Eingewöhnung nicht mehr so schlimm. Wer das Spiel nicht mit 30 Bildern pro Sekunde spielen möchte, der sollte lieber eine der Versionen auf Xbox, PlayStation oder PC spielen. FIFA ist allerdings ein Spiel, welches nicht unbedingt ein sehr hohes Reaktionsvermögen erfordert, daher ist der Kompromiss für mich nachvollziehbar. Ein optionaler Leistungsmodus mit schlechterer Grafik und mehr Bildern pro Sekunde wäre allerdings trotzdem sehr wünschenswert gewesen. Insgesamt läuft das Gameplay allerdings flüssig und ohne Lags.
Ein exzellenter Online-Modus und maximaler Funktionsumfang
Das Spiel unterstützt selbstverständlich einen Online-Modus, welcher in verschiedenen Modi ausprobiert werden kann. Ich habe am liebsten den „Seasons“-Modus gespielt, denn hier konnte man eine reale Mannschaft auswählen und gegen einen Online-Spieler um eine Platzierung im Ranglistensystem spielen. Zurzeit ist stets eine vierstellige Anzahl an Spielern online, sodass man zu jeder Zeit einen Gegner findet. Ob das aber über die Zeit so bleibt, ist ungewiss. Hat man einen Spieler gefunden, so startet das Spiel ohne zusätzliche Ladezeiten. Das Spiel läuft online nahezu genauso gut wie offline. Ich war mir eine Zeit lang nicht mal sicher, ob es sich um richtige Spieler handelt, da es keine Kommunikationsmöglichkeiten mit dem Gegner gibt, man merkt allerdings schnell, dass diese deutlich „menschlicher“ spielen als die Computerspieler. Leider unterstützt die Nintendo Switch aufgrund des technischen Defizits kein plattformübergreifendes Spielen. Beachtet daher, dass eure weit entfernten Freunde auch auf der Nintendo Switch-Version spielen müssen.
Ultimate Team wurde an die anderen Konsolen angeglichen. Viele lieben den Modus, andere hassen ihn für die Glücksspielelemente.
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Ich könnte in diesem Test komplett ausschweifen und jeden Modus im Detail erklären, allerdings glaube ich, dass dies nicht unbedingt nötig ist. EA Sports FC 24 bringt eine Vielzahl an Modi mit sich, darunter viele, die manch einer nie starten wird. Dies ist nicht schlimm, denn so hat jeder Spieler eine eigene Wahl. Es gibt natürlich neben dem klassischen Anstoß-Modus, welcher lokal mit bis zu vier Spielern gespielt werden kann, auch verschiedene Offline- und Online-Modi. Volta ist ein Spielmodus, der mir besonders gefällt, da sich dieser spielerisch komplett von den anderen Spielmodi entscheidet. Hier spielt man 3 gegen 3 bis 6 gegen 6 mit oder ohne festen Torwart in kleineren Arenen. Hierbei ist auch Futsal enthalten, eine Hallenfußballsportart mit teils anderen Regeln. Ihr könnt im wohl umfassendsten Trainingsmodus aller Zeiten die Kniffe lernen und auch die verschiedensten Spielsituationen üben. Das Spiel hat wirklich alles, was man sich wünscht und ist ohne Frage die beste Fußballsimulation aller Zeiten und auf dem aktuellen Markt aufgrund der umfassenden Lizenzen im Männer- und Frauenfußball völlig konkurrenzlos.
Problematisch ist allerdings, dass es trotz des Vollpreises viele Möglichkeiten gibt, Geld im Spiel auszugeben. Insbesondere in Ultimate Team, der Haupteinnahmequelle von EA, werden Gachamechaniken in Form von Paketen eingesetzt, in denen man verschiedene Spieler nach Zufallsprinzip gewinnen kann. Aufgrund von diesen Glücksspielelementen erhält EA Sports FC 24 im Gegensatz zu allen FIFA-Teilen erstmals die Altersfreigabe USK ab 12. In diesem Spielmodus baut man sich ein Team aus verschiedenen Spielern zusammen. Hierbei gibt es verschiedene Taktiken, welche Spieler man wählt und welche Spieler zum Beispiel zusammen für eine höhere Chemie spielen sollten. Mit verdienten Punkten oder alternativem Echtgeld könnt ihr euch diese Pakete kaufen und somit zufällige Spieler erhalten. Es gibt außerdem die Möglichkeit, die vorhandenen Spieler zu verkaufen und Spieler auf dem virtuellen Transfermarkt zu erwerben. Es ist ein besonders gut durchdachter Modus mit viel taktischer Tiefe, allerdings einem großen Fokus auf die Gacha-Mechanik.
Des Weiteren habe ich während meiner Spielsessions verschiedene Abstürze des Spiels erlebt. Nicht immer laufen die Partien einwandfrei zu Ende und es ist mehrmals passiert, dass mich das Spiel in das Nintendo Switch-Menü zurückgeworfen hat. Ich hoffe EA wird hier mit Patches nachhelfen, da dies sehr frustrierend sein kann.